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Die Walpurgisnacht 2023

Nach dem ernüchternden Erlebnis der Walpurgisnacht 2022 an den Externsteinen beschlossen wir damals, das können wir selber besser machen. Mit einem Jahr Vorbereitungszeit sollte das wohl gelingen.

Eine geeignete Location dazu hatten wir ja schon, unser Buchencamp. Eine Walpurgisnacht feiert man nicht im Saal.
Wo sonst Holzspäne fliegen darf auch einmal im Jahr eine Hexe fliegen. Requisiten mussten also her, eine fliegende Hexe, ein glühender Obelisk und Räucherwaren. Die hübsche, kleine Hexe Lilith wurde von Micha gebaut, die auch schon Alberich schuf. Roli baut sowieso gerne und zauberte uns den benötigten Obelisken.

Weitere Helfer sollten die Teilnehmer*innen zu choreografischen Meisterleistungen im Gruppentanz trainierten während im Hintergrund die Musik situationsgerecht ertönen sollte und die verschiedenen Kräuter zum richtigen Zeitpunkt brennen mussten. Natürlich fehlte uns noch ein Waldaltar, den uns Barbarossa kurzerhand aus einem geeigneten Baumstumpf sägte.

Somit also bestens vorbereitet erwarteten wir den großen Tag mit täglichem Blick auf die Wetterprognose. Stärkerer Regen hätte dieses Fest vereiteln können. Zum Veranstaltungszeitraum vom 30.4. auf den 1.5. schien jedoch glücklicherweise die Sonne und wärmte und trocknete das Camp.

Aus allen Himmelsrichtungen trafen die Teilnehmer*innen pünktlich ein, errichteten ihre Zelte oder Hängematten und begannen mit ihren übernommenen Aufgaben. Der Waldaltar wurde geschmückt, der Hexentanzplatz von etwaigen Stolperfallen befreit, ein erster Soundcheck gemacht und die Kräuter parat gelegt.
Das erste Ritual galt der spirituellen Reinigung des Platzes durch Magie und Räucherei.
Unserer Wünsche waren wohl ritualkonform und dem richtigen Geistwesen vorgetragen worden, denn zumindest der Wettergott hat richtig reagiert.

Die nächsten Wünsche wurden komplizierter vorgetragen, entweder tanzend und murmelnd oder mit dem berüchtigten Sprung über das Feuer, dem Salto-Fouco. Alles klappte hervorragend, ob die Wünsche sich jedoch erfüllen wird man noch sehen.

Von diesen anstrengenden Ritualen geschwächt, begaben wir uns zum Abendessen, das Barbarossa inzwischen liebevoll vorbereitet hatte. Für die Vegetarier gab es Brot, Salat und Zaziki, für alle anderen gab es auch kleinere Fleischstücke, ähnlich wie beim Fondue, nur das der Topf und die Spieße größer waren.

Als sich die Dämmerung ankündigt, kehrten wir zu unserem Camp zurück und zogen uns um. Lilith und der Obelisk erwarteten uns schon ungeduldig leuchtend.

So, und nun kommen aus Datenschutzgründen leider keine Fotos mehr, aber ein nicht ganz ernst gemeinter Erfahrungsbericht eines nicht genannten Teilnehmers oder Teilnehmerin?

Es wurde noch eine sehr fröhliche und ausgelassene Feier, bei der die Hexen den Teufeln einen (für Männeraugen sehr, sehr komplizierten) Tanz vorführten. Die Teufel gaben sich natürlich auch keine Schwäche und beeindruckten die Hexen mit gewagten und zentelsekundengenauen Choreografien.

Ok, sie ließen aus paritätischen Gründen eine junge Hexe mittanzen, wo sie natürlich ganz zufällig auch mal hinschauten, was die so macht. Durch ihre Erfahrung hätten sie ihr natürlich noch rechtzeitig Bescheid geben können, falls sie aus dem Takt käme. Ist sie aber nicht. Die graziellen Moves haben wohl abgefärbt.

Trotz allen teuflischen Anstrengungen gingen die Hexen aus dieser Callenge als eindeutige Siegerinnen hervor, was natürlich nur bedeuten konnte, dass da Hexerei mit im Spiel war. Dagegen ist man(n) natürlich machtlos. Selbst die jüngste Hexe bewegte sich geschmeidiger wie die gestandenen Teufel. Das konnte ja nicht wieder mit rechten Dingen zu gehen.

Aber die Teufel haben ja aber auch ganz andere, wichtige Aufgaben als eine solche Rumhüpferei.

Die Hexen applaudierten trotzdem und dann vermischten sich Besen und Teufelsgabel auf dem Hexentanzplatz und wir kreisten gemeinsam übers Waldparkett bis es stockdunkel war und wir zusammen am Lagerfeuer den Sternenhimmel betrachteten. Hin und wieder blitze es, aber das waren nur Selfies mit der kleinen Hexe Lilith, die immer noch tapfer auf ihrem Besen um das Feuer ritt.
Die Musik wummerte immer noch im Hintergrund als wir dann fast geräuschlos zur Rehwiese schritten um nach den scheuen Tierchen Ausschau zu halten. Aber in dieser Nacht hatten wir aus unerklärlichen Gründen kein Glück, kein Reh ließ sich blicken. Anscheinend schliefen die schon.
An diesen Vorbildern orientierend krochen auch wir, doch noch recht früh, in die Schlafsäcke. Die kurze Nacht, das hatte wohl auch wieder mit Hexerei zu tun und war wenig regenerierend, deshalb blieben wir am Morgen auch einfach viel länger in den luftigen Quartieren liegen. Teufel sein ist schließlich anstrengend und man muss dazu fit sein.

Allerdings stehen auch Teufel auf Kaffee und Rührei mit Speck. Als der Geruch durch das Camp zog kamen alle Teilnehmer nach und nach zur Feldküche um sich zu versorgen.

Nach dem eigentlichen Frühstück ging es mit dem zweiten (oder dritten) Kaffee gemeinsam zu einer Reflektionsübung wieder zu der Bank an der Rehwiese.
Mist, wieder keine Tiere da. Wahrscheinlich pennten die faulen Viecher noch….

Der Rest ist schnell erzählt, das Lager wurde danach zügig abgebrochen und komplett sauber hinterlassen, denn das ist dort die Bedingung um es nutzen zu dürfen.

Diese außergewöhnliche Aktion aus dem Kulturbereich der Wildgänse hat unsere Gemeinschaft wieder gestärkt und allen Teilnehmer*innen sehr gut gefallen und wird auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederholt. Erste Anmeldungen liegen schon vor.

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an unsere ganz liebenswürdige Choreografin Lea, die versucht hat den ungeschickten Teufeln ein paar koordinierte Moves beizubringen.

Roland Schulz