Was ist eigentlich ein Abenteuer? Auf jeden Fall ein Unterfangen dessen Ausgang überraschende, freudige, lehrreiche und gruppendynamische Elemente in sich birgt.
So machten wir uns am Freitag auf zum Hofgut Stammen in Trendelburg an der Diemel. Uns erwartete ein wunderschönes altes Gehöft direkt an der Diemel liegend, mit langer Tradion und adeliger Geschichte. Die ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Ställe, Melkstände und Scheunen wurden zu einer attraktiven multifunktionalen Freizeit- und Erlebnisstätte umgebaut. Wen die Vergangenheit alter Gemäuer fasziniert wird hier reichlich Stoff finden.
Alle diejenigen, die bereits im letzten Jahr diesen untriebigen Ort erleben durften, wissen, dass hier außer Kanutouren auch Radler auf ihre Kosten kommen. Du kannst Bogenschießen und Flöße bauen oder alles miteinander kombinieren.
Wir wurden herzlich begrüßt von Jörg, der alles organisatorische im Kopf hat und ein logistisches Genie ist. Für die geplante Tour am Samstag bekamen wir die Startzeit zu der wir mit Schwimmwesten, Paddeln und Wasserdichten Behältern ausgestattet werden sollten. Den Abend genossen wir in geselliger Runde, erhielten erste Tipps und Regeln für die richtige Handhabung des Paddels, Besonderheiten der Tour und wichtigen Instruktionen von den erfahrenen Kanuten.
1. Lektion: Was theoretisch einleuchtend erscheint muss sich in der Praxis erstmal beweisen.
Samstag Start 8:30 vom Platz, die Boote auf dem Hänger, sicher verschnürt und auf nach Haueda, der Einstiegsort etwa 15 KM vom Hofgut entfernt. In den zwei Leihbooten ergaben sich die Tandems während unsere drei schon Geübten im Solo-Kanu fuhren. Aller Anfang ist ein Experiment mit gutem Gelingen für das Zuwasserlassen und Einsteigen. Auf Los gehts los.
Bei milden Temperaturen etwas aufgeregt im Boot sitzend das Paddel in den Händen und sich der leichten Strömung anvertrauend war die Stimmung gut und hoffnungsfroh sich während der Fahrt an der malerischen Flußlandschaft zu erfreuen. Urwüchsig die Ufer mit überhängenden Ästen die plötzlich bedrohliche Hindernisse darstellten…
2. Lektion: Lenken, Steuern ohne Lenkrad ist ein Kunststück…
welches nicht auf Anhieb klappt und wenn es noch schaukelt…Platsch macht .
Ganz schön frisch das Wasser und überraschend wie schnell das geht. Wir hatten nun unter perfekter Anleitung unserer Mentoren die Aufgabe ein umgekipptes Boot zu leeren, Paddel und Klamotten zu sichern das Boot aufzurichten, damit es wieder schwimmt.
3. Lektion: Erfahrung machen bedeutet erfahren, wie was funktioniert und ob es wiederholbar ist
Zu bewältigen waren eine kleine Stromschnelle, die wir meisterlich bewältigten und dabei schon stolz ein bisschen mehr Sicherheit gewannen.
Der kleine kurvige Fluß bot stets kleine Überraschungen, mal ein querliegender Baumstamm, mal zwei nebeneinander, deren Tiefe im Wasser schwer einzuschätzen war und uns stranden ließ. Auch hier gelang es mit gemeinsamer Kraft uns davon zu befreien, um in die Strömung zurück zu gleiten und in etwas ruhigeres Fahrwasser zu kommen. An diesen Stellen konnten wir unsere Manöver absprechen – links korrigieren -rechts korrigieren, während immer mal wieder ein fürsorglicher Blick, ein hilfreicher Tipp seitens der Solisten uns begleiteten.
Auch sonst war ziemlich viel los auf der Diemel, ein Junggesellenabschied, kleinere Gruppen von Kanuten, die natürlich irgendwann alle auch zu den Umsetzungsstellen kamen. Hier hieß es: Boote raus, um sie ein paar Meter weiter wieder einzusetzen, weil ein Wehr das Weiterpaddeln störte oder eine größere Stromschnelle das runterpaddeln nicht empfahl. Manche probieren es trotzdem und: es kann doch gelingen. Bei einer kleinen Pause konnten wir etwas ausruhen, in der Sonne trocknen oder vor Kälte mit den Zähnen klappern.
Die letzte Umsetzstelle erforderte etwas mehr Aufwand, weil die Boote über eine längere Strecke transportiert werden mussten und dazu auf Räder gesetzt wurden. Das hat prima funktioniert mit vereinter Kraft und bereits einiger Übung.
4. Lektion: Mache Fehler und du lernst: auf Wasser kannst nicht stehen
Was wir -Roland und ich- am besten können, weil wir es hinreichend geübt haben ist – und es wird sich ja sowieso herumsprechen- ein gekentertes Boot leeren, Sachen sichern und es wieder einsatzbereit ins Wasser zu setzen. Insgesamt 6 Mal, Übung macht den Meister 🙂
Und mit dieser Erfahrung rettete Roland noch ein weiteres gekentertes Boot von zwei Frauen, die noch nicht so viel geübt hatten….
Letzte Lektion für den Tag: Aufgeben ist keine Option
Und dabei half die Gruppe mit ermutigenden Worten, der Ehrgeiz und Stolz.
Der Ausklang der Tour im Biergarten des Hofgutes streifte nochmal die einzelnen Passagen und resümierten einen tollen Tag. Alle waren glücklich und hatten große Lust den Abend gemütlich beisammen zu sitzen und Geschichten und waghalsige Projekte – meist mit gutem Ausgang – auszutauschen. Es wurde viel gelacht.
In diesem Sinne – traut euch auch – im nächsten Jahr.
Eure Sabine